Vaterstetten - Die Neue Chorgemeinschaft Dr. Bernhard Marc hat ihren eigenen Stil gefunden. Der Chorleiter Konstantin Köppelmann nimmt seine Arbeit mit dem Laienensemble sehr ernst, das macht sich bezahlt. Die konzertante Aufführung von Henry Purcells "Dido und Aeneas" im Vaterstettner Seniorenwohnpark bat dies eindrucksvoll bewiesen. Köppelmann verfolgt das Ziel, unbekannte Barockwerke vorzustellen. Für dieses Unterfangen hat er jedoch nicht die besten Voraussetzungen: Erstens stehen der Chorgemeinschaft geringe finanzielle Möglichkeiten zur Verfügung, der Größe des Orchesters sind somit Grenzen gesetzt.
Zweitens ist der Konkurrenzdruck im Landkreis unter den Laienchören groß, drittens gehört Purcell nicht zu den Komponisten, die aufgrund ihrer Bekanntheit einen Konzertsaal von alleine füllen. Daß die konzertante Aufführung der Oper "Dido und Aeneas" trotzdem vor einem vollen Haus tosenden Applaus erntete, kann der ambitionierte Barockexperte Köppelmann als persönlichen Erfolg verbuchen.
Das Originalmanuskript der bedeutendsten englischen Oper des 17. Jahrhunderts ist verlorengegangen. Köppelmann hat aus der Not eine Tugend gemacht, die Fragmente zusammengeführt und bearbeitet. Es entstand eine klare musikallsche Aussage, eine Gesamtkonzeption, deretwegen Köppelmann schon reichlich Lob verdient.
Auf der Basis anderer Werke Purcells hat der Dirigent dem dritten Akt eine "Sinfony" vorangestellt, einen Tanz hinzugefügt und die Orchestrierung nach barockem Muster ausgesetzt. An keiner Stelle wirkten diese nachschöpferischen Maßnahmen unglaubwürdig oder unpassend, im Gegenteil, in der Vaterstettner Fassung konnte die englische Oper als Gesamtwerk begriffen und nachempfunden werden.
Auch in der Wahl seiner Besetzung zeigte Köppelmann großes Geschick. Das Orchester unterlegte souverän die Vokalisten und erlaubte dem Dirigenten so, seine volle Aufmerksamkeit Chor und Solisten zu widmen. Für die Sänger stellte die trockene Akustik des Saals eine enorme Herausforderung dar, der sich sowohl die Solisten als auch der Chor gewachsen zeigten.
Lori Liebelt stach besonders hervor. Die Partie der Dido erfordert ein unglaubliches Tonvolumen, Liebelt erreichte sowohl in der Tiefe als auch in der Höhe das Publikum. Selbstbewußt interpretierte sie die Oper wirklich szenisch, verkörperte stimmlich und mimisch die leidende Dido ebenso hundertprozentig wie die geifernde Hexenpartie im zweiten Akt. An ihrer Seite überzeugten die beiden vielversprechenden Sopranistinnen Beate Gartner und Susanne Langhoff durch präzise und sauber gesungene Duette.
Köppelmanns Hauptverdienst ist die Arbeit mit dem Chor, der inzwischen zu einer eigenen Klangsprache gefunden hat. Dessen A-capella-Arbeit zeigt jetzt Früchte, die Neue Chorgemeinschaft singt artikulierter und musikalisch überzeugender als je zuvor. Um diese klanglichen Möglichkeiten weiter auszuschöpfen, könnte dem Chor Verstärkung in den Oberstimmen gut tun. Doch auf dem Weg, den Köppelmann mit seinem Chor geht, dürfte dies nicht lange auf sich warten lassen.
Vaterstetten - Als Chor von Hobbysängern eine Oper aufzuführen, ist ein mutiger Schritt, den die "Neue Chorgemeinschaft Dr. Bernhard Marc" am Wochenende mit Bravour gemeistert hat. In einer sehenswerten und vor allen Dingen hörenswerten Aufführung brachten sie die Oper "Dido and Aeneas" des britischen Komponisten Henry Purcell zur Aufführung.
Musik soll Spaß machen, und der war bei den Musikern auch deutlich zu erkennen. Nicht nur, daß Andreas Friesecke - in einer unvergleichlich witzigen Art immer wieder den Inhalt des Werkes erzählte und damit sogar die ernstesten Zuhörer und Chormitglieder zum Lachen brachte. Auch den Musikern des Denninger Kammerorchesters war der Spaß anzumerken.
Dabei inszenierte der musikalische Leiter und Dirigent Konstantin Köppelmann das Werk konzertant, also ohne Kostüme oder Bühnenbild, und verwendete dazu ausschließlich die erhaltene Originalmusik Purcells, wobei er für zwei fehlende Stücke zwei andere Werke Purcells einfügte.
Während das Orchester zum Einstudieren der Oper nur drei Tage benötigte, beschäftigte sich der Chor bereits seit dem Frühjahr mit dem Werk. Dies liegt unter anderem an den englischen Texten und ihrer Aussprache, wie Köppelmann im Gespräch mit der EZ erklärte.
Die Solisten (Bariton Peter Pöppel, Tenor Klaus Steppberger sowie die Sopranistinnen Beate Gartner und Susanne Langholf) bildeten den optischen Mittelpunkt der Bühne, wurden aber von der Mezzosopranistin Lori Liebelt musikalisch etwas in den Hintergrund gedrängt. Diese bewies ihre Vielseitigkeit in der Doppelrolle der Dido und einer temperamentvollen Hexe, wobei sie als Königin noch überzeugender wirkte.
Konstantin Köppelmann hatte dieses Werk des ansonsten nicht so häufig aufgeführten Henry Purcell ausgesucht. Zum einen, weil er dessen Werke früher selbst gesungen hatte, und zum anderen, weil es sich um ein leichteres Stück ohne das "barocke Trallala" handelt.
Dazu mußte der Chor allerdings seine ganze Beweglichkeit unter Beweis stellen. Überhaupt ist es erstaunlich, wie sich der Chor in den zwei Jahren seit seiner Gründung entwickelt hat. War ihm doch von vielen das baldige Ende vorhergesagt worden. Allen Unkenrufen zum Trotz hat er sich jedoch in kürzester Zeit zu einer klanglichen Einheit und einem wohltuenden Klangkörper zusammengefunden, so daß er sich sogar an größere Stücke heranwagen kann. So darf man gespannt sein auf das nächstjährige A-cappella-Konzert sowie auf die für das zur Jahrtausendwende geplante Johannespassion.
Es war ein ausgesprochen heiterer Abend. Ein schwungvolles Stück mit einer Musik, die von sanft und zart über ruppig bis fast ordinär reichte - und das alles auf engstem Raum. Und wer jetzt noch nicht von der Aufführung überzeugt war, konnte sich zumindest der unheimlichen Freude von Konstantin Köppelmann nicht entziehen. Schließlich strahlte der mit seinem jungenhaften Lachen in fast ansteckender Weise - von Vorhang zu Vorhang während des lang anhaltenden Applauses immer mehr. Bis am Schluß nicht einmal der Choran sich halten konnte und in den Applaus des Publikums miteinfiel.