Sa. 14.11.98 / Ebersberger Neueste Nachrichten
Konstantin Köppelmann zur Oper "Dido und Aeneas"
Ganze Bandbreite musikalischer Effekte
KONSTANTIN KOPPELMANN leitet
die "Neue Chorgemeinschaft".

Mit zwei konzertanten Aufführungen der Oper "Dido und Aeneas" von Henry Purcell präsentiert die "Neue Chorgemeinschaft Dr. Bernhard Marc" eine besondere und im Landkreis selten zu hörende musikalische Rarität. Das Werk erklingt am Samstag, 14. November, um 20 Uhr im GSD-Saal Vaterstetten und am Sonntag, 15. November, um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle von Oberpframmern. Weshalb die Wahl auf dieses Werk fiel und welche Anforderungen es an die Sängerinnen und Sänger stellt, darüber unterhielt sich Sabine Radloff mit dem Leiter des Chors, Konstantin Köppelmann.
ENN: Die Neue Chorgemeinschaft ist bislang mit traditioneller Chormusik, A-capella-Werken und dem Oratorium "Messias" in Erscheinung getreten. Was hat Sie dazu bewogen, mit dem Chor eine Barockoper einzustudieren?
Köppelmann: In erster Linie ist es natürlich immer interessant, mal etwas anderes zu bringen. Zudem muß sich dieser Chor nicht wie ein Kirchenchor auf eher traditionelle Literatur beschränken.

Weshalb fiel die Wahl gerade auf "Dido und Aeneas"?
Mir scheint diese Oper besonders geeignet, weil sie an Prägnanz kaum zu übertreffen ist und auf engstem Raum fast die gesamte Bandbreite der musikalischen Effekte bietet.

Sehen sie hierin eine besondere Herausforderung für den Chor?
Ja, durchaus. Der Chor muß die vielen Ebenen des Ausdrucks erfassen und ganz prägnant und präsent in kürzesten Abständen vom Dramatischen ins Lyrische, Tragische, Witzige, Derbe, Höhnische oder Garstige wechseln.

Welchen Stellenwert nimmt der Chor in der Oper ein?
Oft werden die Chöre ausgesprochen stiefmütterlich behandelt, im Vordergrund stehen sonst die Solisten. In dieser Oper ließ der Komponist dem Chor wesentlich mehr Raum als sonst in barocken Opern üblich. Wie in der griechischen Tragödie muß der Chor hier eine ganze Reihe verschiedener Rollen ausfüllen: er kommentiert, berichtet, fühlt mit.

Sie wählen für die Aufführungen die englische Sprache.
Ja, auch dies stellt eine Herausforderung an den Chor dar. Der Chorsatz selbst ist sehr durchsichtig und um so wichtiger ist eine prononcierte Sprache.

Wie ging der Chor an die Proben heran?
Mit großer Begeisterung. Es war schnell klar, daß die Schwierigkeiten nicht im Notentext liegen, sondern in der Kunst, mit dem jeweiligen gefühlsmäßigen Ausdruck die Musik lebendig werden zu lassen.

Sie führen die Oper konzertant auf. Glauben Sie, daß sie auch ohne szenische Darbietung Wirkung erhält?
Auf jeden Fall. Schon im 18. Jahrhundert wurde diese Oper nicht szenisch, sondern wie eine Kantate aufgeführt Die Handlung von "Dido und Aeneas" ist so eindeutig, daß sie auch ohne szenische Darbietung bildhaft bleibt. Im übrigen kann jeder den Text im einzelnen mitverfolgen, wir haben ihn im Programmheft auch in deutsch abgedruckt.